Die Westerländer Muschel zurück
Im Jahr 1879 wurde für musikalische Veranstaltungen ein kleiner, hölzener Pavillon mit Bühne errichtet. Der kleine Bau wartet mit einer architektonischen Besonderheit auf: Je nach Wetterlage kann der Pavillon zur Promenadenseite oder zum Strand hin geöffnet werden. So können im Gegensatz zu heute Badegäste auch während eines Sonnenbads das Kurkonzert auf der Promenade genießen. Aufgrund der unmittelbaren Lage am Meer wird der Pavillon während der folgenden Jahre zahlreiche Male Opfer von Sturmfluten. Die Sylter trotzen den Naturgewalten und bauen ihn immer wieder auf.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekam Westerland das Stadtrecht verliehen. In diesem Zuge wurde auch die Musikmuschel umgestaltet. Diese Neuerungen hielten jedoch nicht lange an: Eine schwere Sturmflut im November 1911 überschwemmte Westerland und zog den kleinen Musikpavillon auf das Meer hinaus.
Sofort wurde die Musikmuschel neu gebaut, wieder in Form eines Pavillons. In den 1920ern Jahren nahm sie eine muschelartige Form an, die der heutigen sehr ähnelt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich der kleine Pavillon zu einer festen Kulturinstitution auf Sylt. Und dann wieder: Eine riesige Flutwelle erfasst die Konzertstätte 1936 und schiebt den gesamten Bau mehrere Meter landeinwärts.
Während des Zweiten Weltkrieges war jahrelang keine Musik zu hören. Beim erneuten Aufbau wird sie so platziert, dass sie den Mittelpunkt der Promenade bildet. Im Jahr 1949 erhält die Musikmuschel bereits ihre heutige Form, langsam kehrt der Frohsinn und somit auch die Musik auf die Kurpromenade zurück.
1974 dann plötzlich ein Umdenken von Seiten der Kurverwaltung: Die Kurmusik soll eingestellt werden. Man fühlt sich damit nicht mehr zeitgemäß. Die Verwaltung startet eine Umfrage, in dieser sprechen sich allerdings lediglich 4,3 Prozent der Befragten für eine Abschaffung aus. Die Musik am Meer ist gerettet und dies wird hoffentlich noch viele Jahre auch so bleiben. Die musikalischen Darbietungen sind während der Sommermonate fester Bestandteil des Kurbetriebs - ohne die Musikmuschel und ihre Klänge würde vielen Gästen etwas fehlen.